Aktuelles aus Schule und Kindergarten
Dienstag, 17.05.11
Geschichte erleben
Stolpersteine, in den Boden eingelassene kleine Tafeln, sollen ein Zeichen der Erinnerung sein, sollen die Opfer aus der Anonymität herausholen, dort, wo sie gelebt haben. Eines dieser Stuttgarter Opfer wurde in Grafeneck auf der Schwäbischen Alb in der Gaskammer umgebracht.
Unsere Schüler waren im Mai auch einen Vormittag im Vernichtungslager Grafeneck zu Besuch und sahen, berührt und nachdenklich, während einer sehr guten Führung das Gelände, die Gedenkstätte und das Dokumentationszentrum.
In Grafeneck wurden ab 1940 unter nationalsozialistischer Herrschaft 10.654 Menschen mit geistigen Behinderungen oder psychischen Erkrankungen in der Gaskammer ermordet. Grafeneck ist der erste Ort, von der die systematisch-industrielle Ermordung von Menschen im nationalsozialistischen Deutschland ihren Ausgang nahm. Ein Viertel der Täter von Grafeneck, Ärzte und Pfleger, sind auch in den Vernichtungslagern des Ostens, wie Belzec, Treblinka, Sobibor und nicht zuletzt Auschwitz-Birkenau eingesetzt worden. Grafeneck besitzt für die Geschichte Deutschlands und Südwestdeutschlands im Nationalsozialismus eine außergewöhnliche und einzigartige Bedeutung.
Schließlich war im Mai Herr Geve erneut zu Besuch an unserer Schule. Herr Geve war 22 Monate u. a. in den Konzentrationslagern Auschwitz und Buchenwald und möchte, so lange es seine Gesundheit noch zulässt, als Gesprächspartner für Schüler bereit stehen.
Rund 80 Zeichnungen, die er 1945 kurz nach der Befreiung noch in Buchenwald anfertigte, sind heute wichtige Zeit-Dokumente. Sie sind u.a. in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, in Jerusalem zu sehen. Mit seinen Bildern reist Herr Geve immer wieder nach Deutschland, zeigt sie in Schulen und Organisationen und berichtet, wie 1943 die Nazis seine Mutter und ihn als 13-Jährigen abholten, spricht über die Deportation nach Auschwitz, nach Buchenwald und die Trennung von seiner Mutter.
Als beeindruckender Zeitzeuge war Herr Geve gerne bereit, die vielen detaillierten Fragen der Jugendlichen zu beantworten.