Aktuelles aus Schule und Kindergarten

Montag, 06.10.14

Fünf Tage im Wildniscamp Native Spirit

 

Mindestens einmal pro Jahr gehen wir mit den verschiedenen Alterstufen auf Fahrt.
Für die Primaria ab der 3. Jahrgangsstufe geht es zum Zelten an die Donau – auch viele Sekundarias wiederholen diese Fahrt – heißgeliebt – immer wieder gerne! Für die Jugendlichen ab Sekundaria und Tertia hat sich ein Drei-Jahres-Turnus entwickelt: Walschulheim Kloster Schöntal – Schulbauernhof Pfitzingen – Wildniscamp Native Spirit.

Im folgenden soll berichtet werden von unserer Fahrt zu „Native Spirit“ Anfang Oktober 2014:

Ja, nun sind wir wieder da und wie soll ich eine so intensive Woche in Worte fassen? Mit 27 Jugendlichen aus Seku und Tertia sind Judith, JoW, Ragani und ich am Montag im Reisebus nach Österreich gestartet und waren nach fünf kurzweiligen Stunden vor Ort.
Einige Kilometer vorm Reschenpass, da, wo der Inn noch „klein“ und trotzdem schon sehr reißend und unglaublich kalt! durchs Tal sprudelt, befindet sich das Wildniscamp Native Spirit auf einer großen, grünen Wiese. Vier Holztipis stehen im Rund um eine Hütte, in der von morgens bis nachts ein Feuer loderte. In Laufweite befindet sich der Schalklhof, wo das tägliche Essen gekocht wurde.

Die Mädchen bewohnten ein Tipi, die Jungs verteilten sich auf zwei. Wir drei Begleiter mit der kleinen Tochter Ragani quartierten uns in der vierten Hütte ein.
Eine erste Herausforderung, all die unterschiedlichen Schlaf-, Temperatur- und Lautstärke-Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen... und doch hatten sich die meisten nach einigen Tagen arrangiert.

Weitere Herausforderungen ergaben sich aus dem, was die Menschen vom Camp für uns bereithielten:

Am ersten Tag: Das Eintauchen an der langen Leine in den wild dahinströmenden Fluss. Lernen, wie man „richtig“ Holz hackt und schnitzt. Das Schlafen mit so vielen im Holz-Tipi, in dem es Spinnen und andere wilde Tiere gibt!

Am Tag zwei die Versammlung im großen Zelt-Tipi: Das Vorstellen eines Szenarios. Wie unsere gut vorbereitete Expedition durch die Wildnis urplötzlich aus dem Tritt gerät, weil unser Boot mit dem Equipement kentert und wir „mit nichts“ mitten in der Natur stehen. Die Frage an uns: Was tun? Nach einigem Hin und Her ergab sich die Reihenfolge: Wärmeschutz bauen – Feuer machen – dann erst Essen suchen (...was „in echt“ Tage dauern kann...)
Also übten wir das Bauen eines „Waldschlafsacks“, um nicht auszukühlen. Teamwork war gefragt, bis Äste, Zweige und Heu ein wärmendes Lager versprachen!

 

Am Nachmittag wurde der berühmte Bogendrill gezeigt: Feuer machen durch Reibung – sieht sehr einfach aus, wenn´s jemand schon viele hundert Mal gemacht hat und das passende Material hat. Wir suchten dann erst mal auf eigene Faust unsere Äste, trockenes Gras und Kleinholz.

Den dritten Tag brauchten wir dann, bis alle den Bogen gebaut hatten, die richtige Spannung herausgefunden hatten, ihre Löcher ins Holz gebrannt hatten, aus dem das Baby – die „kleine Sonne“ – geboren werden kann.

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Bis zum Spätnachmittag sollte es dauern, bis es alle geschafft hatten, ihr Feuer zu entzünden – manche mit 30-40 Anläufen?!? Die Wildnis-Camp-Begleiter Sven und Peter blieben unerschütterlich dabei und unterstützten, damit auch ja alle das Erfolgserlebnis haben durften.
Am Abend lernten wir, wie man mit Glutstücken eine Mulde in Holz brennen kann, um ein Trinkgefäß zu gestalten. Bis spät in die Nacht glühten die Kohlestücke vor den pustenden Mündern, manche hustend und mit tränenden Augen – und doch hatte es eine große Faszination für die meisten zu sehen, wie sich die Glut tiefer und tiefer ins Holz brennt...

Am Tag vier sammelten wir am Morgen mit Hanna Kräuter, um einen Tee in den Gefäßen zuzubereiten. Am Nachmittag zeigte sich dann wieder die Sonne, was für den wohl für viele spannendsten Part – das Tarnen – sehr passend war.
Erstmal gab es eine Art Meditation zum „mentalen Tarnen“: die eigene Aura ganz groß werden lassen und dann wieder sehr klein („geborgen umhüllt im Regentropfen sitzen“). Berührend, wie wir alle mit geschlossenen Augen im Kreis saßen. Dann erst ging es an gegenseitige Einschlammen.

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Es hat etwas Magisches, wenn plötzlich nur noch fast gleichfarbige Gestalten um einen herum sind – die Gesichter werden so anders und manche rieben sich Erde und Blätter in Haare und ins Gesicht und waren kaum mehr zu erkennen.
Als dann einige in den Büschen verschwanden und die anderen sie suchen sollten, war es wirklich erstaunlich, wie wenig man noch „sah“.
Herausfordernd war im Anschluss das Abwaschen – manche tauchten wieder in den Inn, andere ließen sich abspritzen, bevor alle warm duschen konnten. Die Sonne war untergegangen und alle bibberten und freuten sich über das immer brennende Feuer im Lager. Vor dem Abendessen am Grill übten wir Bogenschießen, Wurfstöcke und Speere schnitzen.

Die „Advanced Gruppe“ – einige, die vor 2,5 Jahren schon mal dabei gewesen waren, hatte in den vier Tagen eigene Aufgaben bekommen, was die Jugendlichen sehr schätzten.

Umrahmt wurde all das vom guten Essen auf dem Schalklhof – mit zwei warmen Mahlzeiten waren wir immer gut gestärkt! Fast jeden Tag musste man einen Dienst machen wie Bäder putzen, essen holen, den Abwasch organisieren oder die Feuerstelle aufräumen. Dazwischen gab es viel Zeit zum Sitzen und schnitzen und reden und albern und singen und Werwölfe spielen, mit Ragani spielen, am Feuer schlafen und SEIN ...

In der Abschlussrunde fielen Sätze wie
„Die Stunden vergingen sehr langsam – die Tage so schnell.“ „Ich will wieder kommen“. „Ich bin der Natur ein Stück näher gekommen.“ „Danke, dass ich so vieles lernen durfte.“

Danke, dass wir mit euch dort sein durften! Katrin, Jojo, Judith und Ragani