Aktuelles aus Schule und Kindergarten

Freitag, 15.05.20

Corona und unser Umgang mit der Schulschließung

Ein Rückblick

 

Schulen als Orte konkreten sozialen Miteinanders gibt es zur Zeit nicht und das stellt alle vor enorme Herausforderungen. Der Fokus unserer Aktiven Schule auf die Beziehungsarbeit wird dabei ganz speziell herausgefordert. Wie funktioniert dies jenseits physischer Präsenz?

Ab dem 16. März 2020 mussten auch wir an der FAS wegen des coronabedingten Lockdowns unsere Schule und den Kindergarten für viele Wochen schließen. Der plötzliche Wegfall von Kontinuität, Unterricht, Betreuung und Planbarkeit war und ist noch immer eine große Herausforderung für etliche Familien. Je nach Konstellation und individuellen Voraussetzungen schaffen es Familien mehr oder weniger gut diese Krise zu meistern. 

In dieser Situation war und ist es dem pädagogischen Team wichtig, als persönliche Ansprechpartner*innen für die Kinder und auch die Eltern per Telefon und E-Mail erreichbar zu sein. Auch haben wir von Anfang an Hinweise auf verschiedene externe Beratungsangebote für Familien und/oder Minderjährige weitergeleitet. In Stresssituationen ist „Unterstützung von außen“ manchmal sehr hilfreich!

Um den persönlichen Kontakt zu halten, hat jede*r Begleiter*in während der Lockdownzeit telefonisch Kontakt mit den Bezugskindern aufgenommen. Bei diesem Nachfragen „Wie geht es dir zu Hause?“ haben manche Kinder oder Jugendlich sehr ausführlich von sich erzählt – ein von manchen gern genutzter Beziehungsbaustein. Besondere Freude machten Kleinigkeiten wie persönliche Briefe der Begleiter*innen an die Kinder oder der persönliche Besuch von Begleiter*innen mit ganz viel Abstand im Freien.

Wie aber weiterhin das aktive Tun weiterhin unterstützen? – Das haben wir folgendermaßen gelöst:

Als Bildungshaus boten wir den Kindern und Jugendlichen verschiedene Möglichkeiten, um das Beste auch aus dieser Situation zu machen. Kommuniziert wurden diese Angebote über das FAS-Memo, das FAS-Familien seit vielen Jahren wöchentlich per E-Mail über aktuelle Entwicklungen und Neuigkeiten aus Schule und Kindergarten etc. informiert.

In den letzten Wochen ist das Memo zu einem noch wichtigeren und umfangreicheren Kommunikations-Werkzeug geworden, denn es gab viele Neuerungen zu vermitteln:

So stellten wir den Kindern und Jugendlichen auf der innerhalb der ersten Lockdownwoche neu geschaffenen schuleigenen, digitalen Lernplattform „FAS zu Hause“Arbeitsmaterialien und Anregungen zur Verfügung (geordnet nach Jahrgängen und Themenbereichen). Auch Hinweise auf verschiedene empfehlenswerte digitale Lernangebote im Internet sind auf der Plattform zu finden. Auf Wunsch wurden während der Schulschließung Sach- oder Fachbücher den Schüler*innen nach Hause gebracht.

Zwischen den Oster- bis zu den Pfingstferien führten wir zusätzlich Videokonferenzen ein. Im FAS-Online-Wochenplan konnten die Kinder und Jugendliche pro Tag zwischen ca. sechs Angeboten für verschiedene Altersstufen auswählen: Klassische Fächer und Prüfungsvorbereitungen für die Abschlussklassen, Morgenkreise, daneben auch „Experimentieren“, „Vorlesen“, „Stadt-Land-Fluss“, „Tiere zeichnen“ oder „Gemeinsam Kochen und Backen“ und anderes. Ein Glanzlicht ist die (weiterhin stattfindende) Französischstunde, welche von einer Muttersprachlerin direkt aus Frankreich angeboten wird. 

Wir bemerkten, dass die Kinder vor allem zu Beginn sehr gerne an den Online-Angeboten teilnahmen. Sich endlich wieder zu sehen und das Gefühl gemeinsam mit anderen an einer Sache dran zu sein schien ihnen wichtig zu sein. Auch hier spielte die Beziehung eine wichtige Rolle.

Seit der teilweisen Schulöffnung ab dem 16. Juni werden nur noch wenige digitale Angebote für die Primaria und Sekundaria abgehalten, zum Beispiel von einem Begleiter, der wegen der Zugehörigkeit zur Risikogruppe noch nicht wieder an der Schule ist. Für die Tertia-Jugendliche werden auch weiterhin einige Online-Angebote aufrecht erhalten.

Für den Austausch der Familien untereinander gibt es weiterhin das digitale „FAS Tagebuch“. Hier kann jede Familie Anregungen, Erlebnisse und Empfehlungen eintragen. Von Näh- und Bastelideen über Rezepte und Erlebnisberichte bis hin zu selbst gemachten Rätseln ist ein buntes FAS-typisches Potpourri entstanden.

Gut besucht werden auch weiterhin die Online-Elternabende per Videokonferenz. Neben der Übermittlung wichtiger Informationen aus dem Schulalltag stehen persönliche Gespräche über die momentane Situation im Vordergrund. Wir stellen fest, dass uns das persönliche Miteinander – welches ein wichtiger Bestandteil der Schule ist – sehr fehlt. Andererseits eröffnet diese neue Form der Begegnung eine höhere Elternabenddichte als sonst und auch macht das Medium manchen Eltern die Teilnahme leichter – eine durchaus positive Erfahrung!

Alles in allem konnten wir folgende Beobachtungen machen:

Problematisch sahen wir insgesamt den Wegfall der thematisch sowie fachspezifischen vorbereiteten Umgebung und der direkten sozialen Kontakte. Auch die Begleitung der Lernprozesse durch fachlich geschulte Pädagog*innen konnte von nicht von allen Eltern in dem Maße gewährleistet werden wie an der Schule und setzte so manche Eltern unter Druck.

Da unsere Pädagogik unter anderem auf dem Prinzip der Freiwilligkeit und individuellen Lernrhythmen basiert, haben die Kinder und Jugendlichen unsere Angebote sehr unterschiedlich genutzt. Manche haben auch von sich aus zu Hause – von ihren Familien unterstützt – eigene Projekte gefunden.

Eigene Lernprozesse selbst zu verantworten ist für FAS-Schüler*innen zum Glück kein Neuland. FAS-Schüler*innen sind eigenständiges und selbstverantwortliches Lernen gewohnt - statt Wissensvermittlung durch Erwachsene steht an der FAS die Entwicklungsbegleitung im Vordergrund. Daher scheinen die FAS-Familien weniger Probleme mit Homeschooling gehabt zu haben als Familien mit Kindern an regulären Schulen.

Antje Fydrich und Katrin Bohner