Waldschulheim – das andere Schullandheim!

Nach drei Jahren Pause war es Anfang Februar 2023 endlich wieder so weit: 23 Schüler*innen der Klassenstufen 6 bis 9 durften für knapp zwei Wochen ins Waldschulheim Kloster Schöntal fahren. Eine lustige und gut gelaunte Reisegruppe traf sich montagmorgens am Hauptbahnhof um mit Bahn und Bus nach Schöntal zu reisen.

Das Waldschulheim gehört zum ForstBW und ermöglicht Kindern und Jugendlichen eine sehr intensive Auseinandersetzung mit Natur, Wald und Waldwirtschaft, Landschaft, Kultur und sozialem Leben. Raus aus der Schule – rein ins echte Leben: Dass ein Aufenthalt im Waldschulheim kein Urlaub ist, war unserer gut vorbereiteten Reisegruppe zum Glück von vorherigen Aufenthalten her klar.

Bei der morgendlichen Einführung im Seminarraum gaben die geduldigen und freundlichen Mitarbeitenden des Waldschulheims lehrreiche Einblicke in verschiedene Waldthemen: z. B. in die Zusammenhänge im Ökosystem Wald, über Nachhaltigkeit oder das Zusammenspiel von Mensch und Tieren.

Gemeinsam ging es dann raus in den Wald, durch das eigene, praxisnahe Tun erhielten die Kinder und Jugendlichen lebhafte Einblicke in verschiedene Tätigkeitsfelder der Forstwirtschaft. Bei den Arbeitseinsätzen in der ersten Woche wurde ein Bachlauf frei geschnitten, Lärchen entastet, Eichen freigestellt, Gestrüpp mit der Astschere (auch bekannt als Waldteufel) abgezwickt, Wildschäden beim benachbarten Landwirt repariert und ein Schutzzaun abgebaut. Obwohl der Wald im Februar sehr matschig war und die Arbeiten teilweise sehr anstrengend, machte das gemeinsame Erleben Spaß! Es war jeden Tag aufs Neue befriedigend, nach dreieinhalb Stunden die, nicht immer einfachen Aufgaben, gemeinsam bewältigt zu haben. Übrigens: Die vormittägliche Mitarbeit ist verpflichtend und hilft bei der Finanzierung der Aufenthalte.

An einigen Nachmittagen wurde den Schüler*innen ein abwechslungsreiches, natur- oder kulturbezogenes Gruppenprogramm angeboten. Neben Klassikern wie Backen oder Käse selber herstellen, Wachstücher machen und ein Entenhaus oder Bogen bauen, ging es einen Nachmittag auf Survival Tour. Die teilnehmenden Überlebenskünstler*innen wurden an einem unbekannten Ort ausgesetzt und mussten mit Karte und Kompass ausgestattet, eigenverantwortlich ihren Weg zurück zum Kloster Schöntal finden. Die Erleichterung war groß, als alle wohlbehalten wieder vor Ort waren! Bei einer Nachtwanderung wurden am Lagerfeuer Stockbrot gebacken und viel zu viele Flachwitze erzählt… 

Zwei Wochen Waldschulheim, da gibt es allerlei Aufs und Abs! Durch das enge Zusammenleben treten viele Prozesse der zwischenmenschlichen Beziehungen zu Tage. Diese sind anstrengend, werden aber häufig im Nachgang als äußerst bereichernd empfunden. 

So mussten sich unsere FAS-Schüler*innen erst mit den ebenfalls anwesenden Schüler*innen aus einer anderen Schule „zusammenraufen“. Es war gut zu sehen, dass die meisten FAS-Schüler*innen es schafften sich deeskalierend zu verhalten und nicht auf Provokationen einzugehen. Nach zwei gemeinsamen Tagen in Wald und Haus und dank der guten Zusammenarbeit der anwesenden Begleiter*innen und vor allem durch die Neugier der jugendlichen aufeinander merkten dann alle, dass „die anderen“ ja doch nett und interessant sind.

Für die begleitenden Erwachsenen war es schön zu sehen wie die Kinder und Jugendlichen gegenseitigen Respekt vor den individuellen Entwicklungsbedürfnissen der anderen gelernt und gezeigt haben. Auch wenn nicht alle von den Redestabrunden zum Interessenausgleich der Beteiligten begeistert waren: Die Gemüter haben sich beruhigt, es gab beeindruckend konstruktive sowie lösungsorientierte Redebeiträge und gemeinsam wurden die gegenseitigen Bedürfnisse besser wahrgenommen.

Beeindrucken ist auch die Selbstfürsorge der Schüler*innen. Die Kinder und Jugendlichen spüren sich mit ihren Bedürfnissen, teilen ihre Gefühle vertrauensvoll den Begleiter*innen mit, holen sich liebevolle Unterstützung bei Freund*innen oder schaffen es auch für sich klar zu kommen. Sie sorgen für sich indem sie beispielsweise darauf achten den für sie notwendigen Schlaf zu bekommen oder sich wegen Halsschmerzen lieber einen Tag Pause gönnen vom Trubel.

Sobald Zeit zur freien Verfügung stand, haben die Kinder in Eigeninitiative die Klostermauern unsicher gemacht: Neben wilden Jagden durch die Gänge, gemeinsamen Spielen wie Tischtennis, Tischkicker oder Werwolf wurde erstaunlicherweise auch in der eiskalten Jagst gebadet. Andere haben die Zeit zum (warmen) Duschen genutzt und ihr Zimmer aufgeräumt. Tonnenweise Süßigkeiten wurden vertilgt, abends Parties gefeiert oder (je nach Lust und Laune) auch einfach mal ein Buch gelesen. 

Vollzählig, gut gelaunt und um einige Erfahrungen reicher sind alle nach 12 Tagen wieder bei ihren Familien eingetroffen. Im Gepäck die Erinnerung an die Freundlichkeit der Schöntaler, das leckere Essen, denkwürdige Erlebnisse, gewachsenen Beziehungen und vor allem vergnügliche Momente.

Antje / Kathrin